Fachjury kürt
„Best of Ribera del Duero“
In den Räumen der Deutschen Wein- und Sommelierschule (DWS) in Koblenz sitzen Menschen in Dreier- oder Vierergruppen an Tischen zusammen. Vor sich haben sie Flaschen in Papphülsen, Weingläser, einen Spucknapf und kompliziert aussehende Bewertungsbögen. Hier findet die Wettbewerbsverkostung „Best of Ribera del Duero“ statt, die das Medien- und Serviceunternehmen wein.plus zusammen mit der DWS organisiert hat. Fast 20 Jurorinnen und Juroren aus dem WSET®-Lehrgang „Level 4 Diploma in Wines“ der DWS verkosten und bewerten 80 Weiß-, Rosé- und Rotweine aus der spanischen Region.
Abgesehen von der Herkunft und der Weinart wissen die erfahrenen Absolventinnen und Absolventen dabei nicht, was sie probieren. An den Tischen werden Gläser gegen das Licht gehalten, wird geschnuppert, geschmeckt, leise diskutiert und geschrieben. Ist der Wein klar? Welche Aromen sind wahrzunehmen? Wie ist die Intensität, die Komplexität, die Länge? Alle Eindrücke trägt die Jury gewissenhaft in die Bewertungsbögen ein. Überwacht wird die Verkostung von drei Supervisorinnen und Supervisoren, die im WSET®-Diploma-Lehrgang der DWS unterrichten.

Weine vom Ufer des Duero
Die Weinregion Ribera del Duero liegt im nördlichen Teil Spaniens, in der autonomen Gemeinschaft Castilla y León. Das Anbaugebiet erstreckt sich entlang des Flusses Duero – der weiter westlich in Portugal Douro heißt – und umfasst Teile der Provinzen Valladolid, Burgos, Soria und Segovia. „Ribera“ bedeutet auf Deutsch „Ufer“. Die Region befindet sich auf einer Hochebene, die 720 bis mehr als 1.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die Landschaft ist von sanften Hügeln und breiten Tälern geprägt, die durch den Duero und seine Nebenflüsse geformt wurden.

Das Klima im Gebiet ist mediterran mit kontinentalen Einflüssen. In den heißen, trockenen Sommern steigen die Temperaturen mitunter auf über 40 °C, in den langen, strengen Wintern können sie bis auf minus 20 °C fallen. Die Region erhält durchschnittlich kaum 400 mm Niederschlag pro Jahr. Große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht begünstigen die Entwicklung von Trauben mit intensiven Aromen und frischer Säure, die langsam und spät reifen. Die Böden sind vielfältig und bestehen hauptsächlich aus Lehm, Kalk und Stein sowie Kreide, Ton und Sand. Diese Vielfalt an Bodenarten trägt zur Komplexität der Weine bei.
Die Rebfläche in der Ribera del Duero umfasst über 27.000 Hektar, die von rund 8.000 Winzerinnen und Winzern bewirtschaftet werden und auf fast 64.000 Parzellen aufgeteilt sind. Die Weinberge sind meist relativ klein, über 70 Prozent der Trauben werden von Hand gelesen. Die mit Abstand wichtigste Rebsorte im Gebiet ist der Tempranillo, der hier auch Tinto Fino oder Tinta del País genannt wird. Weitere für die geschützte Herkunftsbezeichnung zugelassene rote Rebsorten sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec und Garnacha Tinta. Die wichtigste weiße Rebsorte ist Albillo Mayor.

Qualitätsstufe auf dem Rückenetikett
Die geschützte Ursprungsbezeichnung (Denominación de Origen Protegida = DOP oder D.O.) Ribera del Duero wurde 1982 eingeführt und stellt sicher, dass alle Weine, die sie tragen, strenge Qualitätsstandards erfüllen. Auf jeder Flasche garantiert der Kontrollrat (Consejo Regulador) der D.O. Ribera del Duero mit seinem Siegel und einem Rückenetikett mit Prüfnummer die Authentizität und Qualität der geschützten Weine. Nur solche Gewächse nehmen auch an der Verkostung „Best of Ribera del Duero“ teil.
Es gibt vier Qualitätsbezeichnungen, von denen jede ein eigenes Rückenetikett in einer bestimmten Farbe hat: Crianza, Reserva, Gran Reserva und Cosecha.
Um eine der drei erstgenannten Qualitätsbezeichnungen tragen zu dürfen, muss der betreffende Wein eine genau festgelegte Zeit im Barrique, d. h. in einem Eichenholzfass von 225 Litern Inhalt gereift sein („crianza“ bedeutet „Reifung“). Dabei gelten die folgenden Vorgaben:
- Crianza
- Rotweine, die mindestens 24 Monate und davon mindestens 12 Monate im Barrique gereift sind
- Weiß- oder Roséweine, die mindestens 18 Monate und davon mindestens 6 Monate im Barrique gereift sind
- Reserva
- Rotweine, die mindestens 36 Monate und davon mindestens 12 Monate im Barrique gereift sind
- Weiß- oder Roséweine, die mindestens 24 Monate und davon mindestens 6 Monate im Barrique gereift sind
- Gran Reserva
- Rotweine, die mindestens 60 Monate und davon mindestens 24 Monate im Barrique gereift sind
- Weiß- oder Roséweine, die mindestens 48 Monate und davon mindestens 6 Monate im Barrique gereift sind
Besonderheiten der Cosecha
Die vierte Qualitätsbezeichnung Cosecha bedeutet übersetzt „Ernte“ und meint grundsätzlich den Jahrgang. Sie umfasst drei Typen von Weinen: Joven, Joven Roble und Gewächse, die nicht den Vorgaben für eine andere Bezeichnung entsprechen.
Das Cosecha-Rückenetikett tragen einerseits Weine, die nicht im Holzfass ausgebaut sind (sondern z. B. im Edelstahl- oder Betontank) oder die weniger als ein Jahr im Barrique gereift sind. Ein junger Rotwein, der nicht oder höchstens drei Monate im Barrique gereift ist, wird als „Joven“ bezeichnet („joven“ bedeutet „jung“). Ein junger Rotwein, der zwischen drei und zwölf Monaten im Barrique gereift ist, heißt „Joven Roble“ („roble“ bedeutet „Eiche“). Diese Benennungen können auf dem Vorderetikett der Flasche erscheinen; auf dem Rückenetikett eines Joven oder Joven Roble steht immer Cosecha.
Andererseits gilt die Qualitätsbezeichnung Cosecha auch für länger gereifte Weine, die bewusst nicht die strikten Kriterien für eine andere Bezeichnung erfüllen. Das kann beispielsweise eine abweichende Reifedauer im Barrique und/oder in der Flasche, die Größe des Holzfasses oder die Holzart betreffen. Wenn ein Produzent beim Ausbau flexibler auf die Erfordernisse des Jahrgangs eingehen möchte, kann er den betreffenden Wein nach seinen Vorstellungen vinifizieren. Entspricht der Wein dann jedoch nicht den eindeutigen Vorgaben für die Qualitätsstufen Crianza, Reserva oder Gran Reserva, trägt er die Bezeichnung Cosecha. Insofern kann ein Wein mit einem Cosecha-Rückenetikett einer Reserva oder Gran Reserva mindestens ebenbürtig sein.

Fünf Wettbewerbskategorien
Die Qualitätsbezeichnungen bilden die Basis für die fünf Kategorien, in denen die Weine beim Wettbewerb „Best of Ribera del Duero“ ausgezeichnet werden:
- Joven: Weine, die nicht oder höchstens drei Monate im Barrique ausgebaut sind
- Joven Roble: junge Weine, die drei bis zwölf Monate im Barrique gereift sind
- Crianza: Weine, die mindestens zwei Jahre – teilweise im Holzfass – gereift sind
- Reserva: Weine, die mindestens drei Jahre – teilweise im Holzfass – gereift sind
- Gran Reserva: Weine, die mindestens fünf Jahre – teilweise im Holzfass – gereift sind
Die Kriterien für die Wettbewerbskategorien sind in Teilen weniger strikt als für die Qualitätsbezeichnungen, damit länger gereifte Cosecha-Weine mit vergleichbaren Weinen anderer Qualitätsstufen in dieselbe Kategorie gefasst werden können. Weine mit den Bezeichnungen Crianza, Reserva oder Gran Reserva auf dem Rückenetikett fallen automatisch in die Kategorie gleichen Namens. Weine mit der Bezeichnung Cosecha auf dem Rückenetikett treten in der Kategorie an, der sie in Reifedauer und Ausbauart entsprechen. Um ausgezeichnet zu werden, muss ein Wein mindestens die Bewertung „hervorragend“ erzielen.
Auszeichnung für ein Viertel der Weine
Nach rund vier Stunden sind bei der DWS in Koblenz alle 80 Weine beurteilt und die Ergebnisse stehen fest. Als beste Weißweine gehen der Neo Albillo Mayor 2019 von Bodegas y Viñedos Neo und der Albor de Resalte 2022 von Bodegas Resalte de Peñafiel aus der Blindverkostung hervor. Die Bewertungsvorgaben für die Auszeichnung „Best of Ribera del Duero“ erfüllen schließlich 20 Rotweine, die überwiegend den Qualitätsstufen Crianza, Reserva und Gran Reserva angehören – allen voran der Dominio de Miros 2018 von Bodegas Peñafiel und der Milvus Municipio 2021 von Bodegas Milvus.
Alle Siegerweine des Wettbewerbs „Best of Ribera del Duero“ sind unter dem folgenden Link zu finden: Die Ergebnisse

Die DWS-Expertinnen und -Experten ziehen ein positives Fazit. „Es hat sich gezeigt, dass Ribera del Duero viel Klasse in allen Reifestufen bietet, von jungen Jóvenes über elegante Crianzas und Reservas bis hin zu den edlen, gereiften Grandes Reservas”, erklärt Supervisorin Ulrike Ferres (DipWSET). „Die Verkostung präsentierte die beeindruckende Vielfalt und die hohe Qualität der Region. Bei vielen Weinen konnte man den klaren Terroir-Fokus und den Einfluss der Kalkböden förmlich schmecken.“ Ähnlich äußert sich Supervisorin Katrin Friederichs (DipWSET): „Viele Weine waren noch sehr jung, zeigten aber ein gutes Entwicklungspotenzial. Es war spannend zu beobachten, dass viele Produzenten von Überextraktion und dem intensiven Einsatz von neuem Holz Abschied nehmen und so mehr Eleganz in den Weinen erreichen.“

Supervisor Christian Weisenstein (DipWSET) resümiert: „Die Verkostungsteams haben sehr akribisch gearbeitet, gingen tief ins Detail, um die strukturellen Bestandteile des Weins wie Restzucker, Säure, Alkohol, Tannin sowie die Aromen einzeln zu analysieren, zu quantifizieren und im Anschluss das Gesamtbild des Weins zu bewerten. Bei 80 exklusiven, repräsentativen Weinen dieser interessanten spanischen D.O. eine nicht ganz triviale Aufgabe, die höchst professionell und mit viel Freude und Respekt vor den Winzern durchgeführt wurde. Das Gesamtergebnis unterstreicht die hohe Qualität der eingereichten Weine und zeigt deutlich, wofür die D.O. Ribera del Duero steht: hochwertige, komplexe Rotweine mit Reifepotenzial, die in der Weinwelt hoch geschätzt werden.“
Was bedeutet WSET® Level 4 Diploma in Wines?
Die Abkürzung WSET® steht für Wine & Spirit Education Trust, seit über 50 Jahren die renommierteste internationale Bildungsinstitution im Weinsektor mit Sitz in London. Als Kompetenzzentrum des Gastronomischen Bildungszentrums Koblenz – seinerseits eine Bildungseinrichtung der örtlichen IHK – ist die DWS einer der Partner des WSET® in Deutschland. Der Lehrgang „WSET® Level 4 Diploma in Wines“ (DipWSET) ist die höchste Stufe der Wein-Weiterbildung der Organisation.